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Kiss: Destroyer (Resurrected) (Review)

Artist:

Kiss

Kiss: Destroyer (Resurrected)
Album:

Destroyer (Resurrected)

Medium: CD
Stil:

Hardrock/Heavy Metal

Label: Mercury/Casablanca
Spieldauer: 37:48
Erschienen: 17.08.2012
Website: [Link]

In der norddeutschen Tiefebene im Jahre 1980: "KISS ist die geilste Band der Welt! Lass dir bloß von den AC/DC-Hoschis nichts anderes erzählen." Ja, so war das damals bei uns - und bekanntlich auch bei allen hardrockinteressierten Kids und Jugendlichen auf den Schulhöfen quer durch die Republik. Dass man (bzw. im konkreten Falle der Rezensent) insgeheim AC/DC fast genauso gut fand, tut da nichts zur Sache. Auf Maiden und Priest sind wir bald darauf ja sowieso allesamt steilgegangen.

Die Gründe für die damalige (und bis heute anhaltende) Begeisterung für die "hottest band in the world" waren auch keineswegs nur die Show und die Masken der New Yorker, sondern auch Alben wie das bereits 1976 erschienene "Destroyer". Ihre vierte Scheibe brachte der Band den endgültigen Durchbruch und machte sie zu Millionen-Sellern. Und Songs wie "Detroit Rock City", "Shout It Out Loud", "Do You Love Me", die von Peter Criss gesungene Ballade "Beth" und das für die damalige Zeit ziemlich harte "God Of Thunder" sollten heutzutage auch viele von denjenigen kennen, die KISS stets verspottet oder als unrelevant bezeichnet haben.

Bleibt die Frage, ob eine Bearbeitung und eine Neuauflage dieses Klassikers wirklich nötig war. Auf den ersten Blick ganz sicher nicht. Wenn man die CD aber erst mal gehört hat, kann man sie dennoch nicht so ohne Weiteres als eine der unzähligen Geldschneidereien vor allem aus dem Hause Gene Simmons abfertigen.

Aber zu den Details, angefangen bei den Äußerlichkeiten. Bei dem hier verwendeten Cover, natürlich ebenfalls von Ken Kelly, handelt es sich um die ursprüngliche Version, die dem Label damals zu gewalttätig war. Es weicht nicht nur farblich von dem bisher bekannten ab und hat mit den brennenden Ruinen einen detaillierteren Hintergrund bekommen, es zeigt die Band auch in anderen Kostümen.
Wenn wir die CD-Hülle umdrehen, stellen wir fest, dass der auch auf früheren CD-Pressungen im Display als eigenständiger Song angezeigte, anderthalbminütige 'Track 10' - sowohl unter dem Namen "Rock And Roll Party" als auch abweichend als "Rock And Roll Demons" bekannt, der nur aus einer vom Produzenten aus Song- und Livefragmenten zusammengebastelten Sound-Collage besteht - auch diesmal wieder nicht auf dem Backcover erwähnt wird. Dafür ist als Bonus-Track ein zweites Mal "Sweet Pain" aufgeführt, mit dem Hinweis auf das 'Original Guitar Solo'. Darüber hinaus gibt es keine zusätzlichen Extras, keine weiteren Bonusstücke ect. - was schon ziemlich enttäuschend ist. Legt man die CD ein, sieht man, dass die neue Version nur ein paar Minuten länger ist, konkret laut meinem CD-Player 37:48 zu 34:31 bei der alten CD-Variante. Da wäre sicherlich einiges mehr möglich gewesen.
Immerhin hat die CD ein umfangreiches und gut bebildertes Booklet, in dem Produzent Bob Ezrin erklärt, wie und warum es zur Neuauflage gekommen ist und was geändert wurde. Da erfährt man dann, dass das Album nicht einfach nur remastert, sondern komplett neu gemischt wurde (nicht zu verwechseln mit 'neu eingespielt', denn das ist hier nicht passiert und die Band hat nirgendwo Hand angelegt). Dabei wurden etwa manche Töne jetzt lauter oder die Instrumente an einigen Stellen anders ausbalanciert. Außerdem hat man auf den alten Bändern Tonspuren wiederentdeckt, die man (aus welchen Gründen auch immer) damals weggelassen und jetzt wieder eingebaut hat. Dazu gehört etwa ein Gitarrensolo, das jetzt bei "Sweet Pain" ausgetauscht wurde. Die altbekannte, vielleicht etwas weniger virtuose Version der Nummer ist jetzt in der Tracklist nach hinten gerückt und darf als Bonus-Song herhalten. Des Weiteren wurde bei "Beth" ein ehemals geschnittener Vocal-Teil wieder eingefügt. Konkret handelt es sich aber nur um ein zusätzliches Summen, das über den Instrumentalpart gelegt wurde, länger ist der Song dadurch nicht geworden. Darüber hinaus gibt der Produzent noch ein Rätsel zum Selberlösen auf, da er eine, wie er sagt, klitzekleine Stelle korrigiert hat, die ihn und die Band angeblich all die Jahre gestört hat. Ich habe den vermeintlichen Fehler gefunden, und wer sich die eigene Herausforderung nicht verderben will, springt jetzt direkt zum nächsten Absatz. Und zwar sind die 'Korrekturen' bei "Detroit Rock City" zu finden. Dort wurde im längeren Instrumentalpart bei Minute 3:20 der Chorus 'Get up...Get down' eingefügt, und kurz vor Songende spendiert man noch zwei zusätzliche 'Get down', wo früher nur das 'Get up' zu hören war.

Nun aber zum wirklich Relevanten, nämlich dem neuen Sound. Und der direkte Abspielvergleich bringt es zu Tage und lässt keinen Zweifel: Die Modernisierung, die Bob Ezrin vorgenommen hat, hat sich tatsächlich spürbar gelohnt - und zwar ohne übers Ziel hinauszuschießen und dabei die Ausstrahlung der Songs zu verändern. Das (zuvor alles andere als schlecht klingende) Album ist jetzt nicht einfach nur lauter geworden, die einzelnen Instrumente klingen auch klarer und differenzierter. Das Schlagzeug hat mehr Schmackes, der Bass kommt ebenfalls besser durch und insgesamt klingt alles deutlich raumgreifender.
Besonders für Soundfetischisten ist "Destroyer (Resurrected)" also durchaus eine lohnende Angelegenheit. Aber gebt nicht euer ganzes Geld aus, denn schließlich steht demnächst mit "Monster" bereits das neue Album an.

FAZIT: Eine Auferstehung war nicht nötig, da "Destroyer" alleine schon durch die Songs, die immer noch fester Bestandteil fast jeder KISS-Show sind, nie wirklich in Vergessenheit geraten ist. Gelohnt hat sich die Bearbeitung trotzdem. Denn wenn auch die Beilagen wahrlich umfangreicher hätten ausfallen können, hören wir hier eine überraschend gelungene Aufwertung eines Klassikers.

Lars Schuckar (Info) (Review 10173x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Detroit Rock City
  • King Of The Night Time World
  • God Of Thunder
  • Great Expectations
  • Flaming Youth
  • Sweet Pain
  • Shout It Out Loud
  • Beth
  • Do You Love Me?
  • Rock And Roll Party
  • Sweet Pain (Original Guitar Solo)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Marcus
gepostet am: 04.09.2012

User-Wertung:
12 Punkte

Der klitzekleine Fehler ist bei "Flaming Youth." Dort fehlt in der Originalversion nach dem zweiten Refrain im Übergang zum Solo eine Zählzeit (eine Viertelnote). Diese wurde hinzugefügt. Den Unterschied hört man am besten im Basslauf. Ich habe beide Versionen mehrmals "ausgetrommelt", der Fehler ist in der Wiederauflage definitiv verschwunden.
Lars [musikreviews.de]
gepostet am: 07.09.2012

Das habe bzw. kann ich tatsächlich nicht hören, was durchaus an meinem Nicht-Musiker-Gehör liegen mag. Meinst Du wirklich, das ist mit dem im Booklet erwähnten Fehler "zum selber entdecken" gemeint? Die ebenfalls definitiv vorhandenen Unterschiede bei "Detroit Rock City" sind ja doch etwas auffälliger. Aber vielleicht erfahren wir ja irgendwann noch mal eine offizielle Auflösung vom Bob Ezrin.
Marcus
gepostet am: 08.09.2012

User-Wertung:
12 Punkte

Ich denke schon, dass er das gemeint hat. Die Veränderungen bei Detoit Rock City sind ja in dem Sinn keine Korrekturen, sondern lediglich, wie Du völlig richtig sagst, Unterschiede zum Original, also in dem Sinn keine Fehler.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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